Waldpädagogik



Waldpädagogik fordert alle Sinne

Im Wald werden alle Sinne geschult und eine ganzheitliche Wahrnehmung gefördert. Der Wind und das Lichtspiel in den Blättern, der Geruch feuchter Erde, Raureif an den Gräsern und das Atmen frischer kühler Luft, all das kann nur vor Ort erlebt werden. Wie an keinem anderen Ort kann man im Wald Stille erfahren. Bewusst Stille zu erleben, verleiht innere Ruhe und Ausgeglichenheit. Zudem impliziert der Erfahrungsraum Wald konsequente psychomotorische Entwicklungsförderung durch eine permanente Stimulation der sogenannten „Nahsinne“ Schmecken, Tasten, Fühlen, Riechen, Bewegungs- und Koordinationsförderung. Die Natur trägt zur Förderung der kindlichen Entwicklung bei und macht Kinder stark und mutig fürs Leben, selbstständig und selbstbewusst.



Der Aufenthalt im Wald stärkt und fördert die Sozialkompetenz

Im Wald wird das soziale Miteinander geschult. Die Kinder sind den ganzen Tag als Gruppe unterwegs und kommunizieren viel miteinander. Gemeinsame Erlebnisse stärken das Gruppengefühl und steigern so die Bereitschaft zur gegenseitigen Hilfe und Rücksichtnahme und fördern Kooperationsbereitschaft.

Kompetenzen, die in der heutigen Zeit von immenser Bedeutung sind, wie Rücksichtnahme, Respekt, die eigene Rolle zu erfahren, Zusammengehörigkeitsgefühl, für andere einsetzen, füreinander da sein, Geduld, zuhören, voneinander lernen. Kontaktaufnahme, sich in sozialen Situationen angemessen und erfolgreich verhalten, Höflichkeit, Störungen ignorieren, werden selbstverständlich.

Im Umgang miteinander und mit der Natur erfahren die Kinder ihre eignen Grenzen, sowie die der anderen Kinder. Im Wald gibt es viel Freiraum, aber auch einige, gut begründete Regeln. So werden notwendige Regeln zum Schutz der Kinder und der Natur gelernt.

Der Aufenthalt in der freien Natur fördert die Emotionale und geistige Ausgeglichenheit der Kinder. Die Natur wird unmittelbar erlebt und zusammenhängend begriffen. Der behutsame Umgang mit jeder Art von Leben wird erfahren und gelernt. Die Kinder, die früh einen ethischen Bezug zur Natur entwickeln, werden voraussichtlich im späteren Leben ihre Umwelt als liebens- und schützenswert erachten: „Was ich liebe, schütze ich“.



Wald bedeutet Bewegung

Die Kinder haben ein enormes Bedürfnis sich zu bewegen. Gesunde, normal entwickelte Kinder sind ständig in Bewegung. Das Kennenlernen der Welt geschieht über Tasten, Fühlen, Anfassen, Sehen, Riechen und dazu muss sich das Kind bewegen. In unserer Gesellschaft wird diesem kindlichen Grundbedürfnis leider wenig Rechnung getragen. Die meisten Eltern und Betreuer schenken der intellektuellen Entwicklung der Kinder mehr Aufmerksamkeit als der Förderung der Motorik, obwohl wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, dass „Kinder, die an reinen Bewegungsförderungsprogrammen teilnahmen, auch in Intelligenztest bessere Ergebnisse erzielten“. Genauso sind Bewegung, Sprachentwicklung und logisches Denken miteinander verbunden, wie die moderne Hirnforschung belegt. Auch Gefühle bringen die Kinder durch Bewegung zum Ausdruck. Sie hüpfen vor Freude, stampfen wütend auf den Boden, ziehen sich ängstlich oder traurig zurück. Dazu brauchen sie Raum und eine Atmosphäre, die zulassen und erlauben, dass sie sich so bewegen können, wie es ihnen im Moment zu Mut ist.



Der Aufenthalt Wald schafft Kreativität

Die Natur/der Wald bietet den Kindern einen fast unbegrenzten Raum sich frei zu bewegen. Ungehindert können die Kinder ihrem Bewegungsdrang folgen. Sie können rennen, springen, auf allen Vieren gehen, klettern, balancieren, sich rollen. Bewegung im Wald und in der Natur bietet durch die Unebenheit des Bodens und der natürlichen Hindernisse ein weiteres unschätzbar wertvolles Übungsfeld.

In der Wald Kita gibt es kein vorgefertigtes Spielzeug. Die Mädchen und Jungen entwickeln ihre Spielideen ständig neu und ihre Fantasie kennt dabei (fast) keine Grenzen. Das Natur-material, das sie in Hülle und Fülle vorfinden, gibt jede Menge Anregungen. Für alle Kinder stehen die gleichen Materialien zur Verfügung und so sind Mädchen und Jungen gleichberechtigte Spielpartner. Der Abenteuerspielplatz Wald wartet mit stets neuen Aufgaben, Experimenten, Beobachtungen und Ideen.

Die Waldpädagogik nimmt die Rechte der Kinder allerdings genauso wichtig, wie die der Erwachsenen und möchte ihnen ihre Rechte auf eigene Auseinandersetzungen mit der Natur zurückgeben. Dabei sollen die Kinder auch erfahren, dass aus Rechten Pflichten entstehen, weshalb Partizipation ein wesentliches Element der Waldpädagogik ist und die Betreuer dazu veranlasst Kinder in möglichst viel Entscheidungen, die ihre Anliegen betreffen ihrem Alter entsprechend unterstützend einzubeziehen. Das heisst, die Kinder werden:

• angeregt sich eine eigene Meinung zu bilden

• lernen ihre Bedürfnisse in Worte zu fassen

• sie werden sich ihrer Selbst bewusst und lernen der eigenen Intention zu vertrauen

• sie lernen Möglichkeiten der Konfliktbewältigung kennen

• sie erleben sich in verschiedenen Rollen, lernen zu gewinnen und zu verlieren

• sie erfahren, das Engagement etwas bewegen kann

• sie lernen andere Standpunkte kennen und können sich darin üben Kompromisse zu schliessen

• sie lernen anderen zuzuhören und sie aussprechen zu lassen

Sie lernen Verantwortung für sich, ihre Entscheidungen und für ihre Umwelt zu übernehmen, denn die Waldpädagogik basiert auf Verantwortung und Vertrauen.